Historia: Die letzte Rede des Bürgermeisters (El último discurso del alcalde)

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Eine große Menge besorgter Bürger hatte sich versammelt, um die Rede des Bürgermeisters zu hören.
„Vor drei Jahren habt ihr mich mit eurer Stimme geehrt“, sagte er. „Aber ich habe euch enttäuscht. Der Stadt ist das Geld ausgegangen.“
„Wo ist es denn alles hin?“ schrie der Metzger.
„Erinnert ihr euch noch an das Bierfestival?“ fragte der Bürgermeister.
Letztes Jahr hatte die Stadt beschlossen, ein extravagantes Bierfestival zu veranstalten. In seiner Wahlkampagne hatte der Bürgermeister gesagt, es würde die lokale Wirtschaft ankurbeln. Hunderte Zelte wurden errichtet, mit Beleuchtung, sanitären Anlagen und rustikalen Dekorationen. Tausende Besucher kamen, um zwei Wochen lang zu feiern.
„Wir räumen immer noch das Chaos auf“, erklärte der Bürgermeister. „Wir haben die Zelte im Keller des Museums gelagert, aber jetzt sind sie verschimmelt… und der Keller auch.“
„Nun, was haben Sie jetzt vor?“ fragte jemand.
„Mir sind die Ideen ausgegangen“, gab der Bürgermeister zu. „Deshalb trete ich zurück und verlasse die Stadt… in Schande.“ Er wischte sich mit seiner Krawatte eine Träne weg.
Die Menge murmelte besorgt.
„Sagen Sie das nicht!“, sagte eine Frau in einem rosa Kleid. „Sie haben Ihr Bestes gegeben. Sie müssen uns nicht verlassen.“
„Das muss ich“, sagte der Bürgermeister traurig. „Wie kann ich mit euch leben, wissend, dass ich euch enttäuscht habe? Ich habe meine Koffer bereits gepackt. Ich möchte keine große Aufregung. Mein Zug fährt in zwei Stunden.“
„Warten Sie – wir können die Stadt noch retten! Wir können den Tresor der Schönfelds öffnen!“
Seit Generationen waren die Schönfelds die reichste Familie der Stadt gewesen. Als die letzte Schönfeld gestorben war, hatte sie verfügt, dass ihr Familientresor für hundert Jahre verschlossen bleiben solle. Danach würde der Inhalt des Tresors Eigentum der Stadt werden. Es sollte nächstes Jahr geöffnet werden.
„Aber… nein!“, rief der Bürgermeister. „Die Schönfelds waren gut zu dieser Stadt. Sie bauten die Schulen, pflasterten die Straßen und spendeten ihr Leben lang für gute Zwecke. Wir dürfen Mrs Schönfelds Wünsche nicht missachten! Wir würden zwar ihr Geld gewinnen – aber unsere Würde verlieren!“
„Haben Sie ‚Geld‘ gesagt?“, rief jemand. „Auf geht’s!“
Die Menge stürmte auf das alte Herrenhaus zu, in dem die Schönfelds gelebt hatten. Sie brachen die Tore auf und rannten hinein. Bald fanden sie die Treppe, die in den Untergrund führte, zu einer schweren Metalltür.
„Geht zur Seite!“, schrie der Bürgermeister. Er drängte sich nach vorn. „Wenn ihr auf diesem Vorgehen besteht, werde ich die Tür öffnen. Dann braucht keiner von euch ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich übernehme die volle Verantwortung. Lasst mich dies noch für euch tun, bevor ich gehe.“
Ein dankbares Murmeln ging durch die Menge. Die Frau in Rosa legte die Hand aufs Herz.
Der Bürgermeister drehte den riesigen Griff. Man hörte, wie Zahnräder sich drehten, gefolgt von einem lauten Knirschen. Der Bürgermeister hievte die Tür auf, und alle strömten hinein.
Die Leute leuchteten mit ihren Taschenlampen in dem steinernen Raum umher. An den Wänden hingen zahlreiche Porträts. In der Mitte befand sich ein steinerner Sockel. Ansonsten war der Raum leer.
„Hier steht eine Inschrift!“, sagte der Bürgermeister aufgeregt. Jemand leuchtete mit seiner Lampe auf den Sockel, und der Bürgermeister las laut vor: „Die Menschen auf den Porträts sind meine Familie und Freunde. Ich besaß großen Reichtum, aber nichts war mir kostbarer als sie. Es waren Menschen wie ihr. Denkt daran: Solange ihr die Menschen habt, die ihr liebt, seid ihr reicher als ein König oder eine Königin.“
„Also… der wahre Schatz war…“, sagte der Metzger langsam.
„Ach, halt doch den Mund!“, sagte die Frau in Rosa. „Diese nutzlose, reiche alte Frau! Für diesen sentimentalen Quatsch hat sie uns ein Jahrhundert warten lassen?“
Die Menge verschwand, verärgert, enttäuscht und durstig. Viele von ihnen hatten bereits begonnen, über das nächste Bierfestival nachzudenken.
Nachdem alle gegangen waren, seufzte der Bürgermeister und verschloss die Tür wieder. Er holte sein Handy heraus und rief seinen Geschäftspartner an.
„Der Sockel, den du gemacht hast, war absolut überzeugend!“, sagte er. „Nein, niemandem ist aufgefallen, dass die Tür vorher schon einmal geöffnet worden war. Aber lass uns später bei einem Bier darüber sprechen, ja? Ich muss noch einen Zug erwischen.“